Für Menschen, die an einer Essstörung leiden, ist Bewegung meist ein heißes Eisen. Für Patienten mit Magersucht oder Bulimie gehört ein umfangreiches Sportprogramm, das nichts mit Spaß zu tun hat, sondern meist als qualvoll erlebt wird, häufig zum Symptomverhalten. Andere Betroffene, vor allem jene, deren Gewicht bereits im Normbereich oder sogar darüber liegt, tendieren dazu, jede Art von sportlicher Bewegung zu vermeiden, weil sie sich für ihren Körper schämen und nicht mit ihm konfrontiert werden wollen.
Seit Juni 2016 haben wir deshalb ein eigenes bewegungstherapeutisches Angebot, das auf die spezifischen Bedürfnisse unserer Patientinnen und Patienten eingeht. Dieses umfasst einmal pro Woche Bewegung in der Gruppe sowie für ausgewählte Patienten in Abhängigkeit von Therapieverlauf und Gewicht auch therapeutisch begleitete Bewegung in Kleingruppen, z. B. Frühsport. Es geht darum, Bewegung wieder als Quelle von Spaß und Freude zu erleben und sich auf spielerische Art und Weise auszutoben, ohne dabei die Kalorienverbrennung oder den Muskelaufbau im Kopf zu haben. Die Bewegung wird den individuellen Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten angepasst und dient gerade im eher bewegungsarmen Therapiealltag dem körperlichen Wohlbefinden, der Verbesserung der Körperwahrnehmung und Körperakzeptanz sowie der Ablenkung von negativen Gedankenkreisen. Die gemeinsamen Spiele stärken zudem die soziale Kompetenz.
Viele positive Effekte werden durch die Bewegungstherapie nachweislich erreicht, z. B. eine Linderung von Heißhungeranfällen und sozialer Unsicherheit, ein Rückgang von Ängstlichkeit und Depression oder ein Abbau von Anspannung und Stress. Berührungsängste werden abgebaut, die Teilnehmer üben, Hilfe einzufordern und anzunehmen, die Spontaneität wird gefördert und die allgemeine Lebensqualität steigt. Ein wichtiger Pluspunkt ist auch die Erhöhung der Knochendichte durch therapeutisch begleitete Bewegung, da vermehrte Knochenbrüchigkeit (Osteoporose) eine häufige Komplikation bei Unter- und Mangelernährung darstellt.
Unser Bewegungsprogramm ist vielfältig und abwechslungsreich. Wir arbeiten mit dem Programm Life Kinetik®, einer Art Gehirntraining durch Bewegung, nutzen Therabänder, Blackrolls, Balancepads, machen Yoga, Ballspiele, Vertrauensübungen, Kräftigungsübungen, Pilates, Parcours, Gruppenspiele und Partnerübungen oder tanzen – und wir lachen sehr viel dabei!
Nicole Hönigschmid (links im Bild) arbeitet seit März 2015 als Kinderkrankenschwester im TCE. Zusätzlich ist sie Life Kinetik®-Trainerin und für die Bewegungstherapie zuständig. Neben den Bewegungsgruppen, ist sie auch für die Bewegungseinzel und den Frühsport zuständig. In ihrer Freizeit spielt sie Handball, betreibt sie TRX-Training und ist Handballtrainerin für eine Damen-Mannschaft und für Jugendliche. Außerdem geht sie gerne ins Theater und auf Konzerte, kocht und reist gerne. Ihr ist es wichtig, dass im Alltag viel gelacht wird und Bewegung Spaß in den Tag bringt.
Jana Hermann (rechts im Bild) arbeitet seit Ende 2015 im TCE. Sie hat eine Ausbildung zur Diätassistentin und einen Bachelor in Fitnessökonomie. Zusätzlich hat sie eine Ausbildung als Yogalehrerin und ist Life Kinetik®-Trainerin. Neben der Bewegungstherapie ist sie für die Ernährungstherapie im Jugendkonzept zuständig. Eine ausgewogene Ernährung und eine angemessene Bewegung für den Alltag sind für sie ein wichtiges Ziel der gemeinsamen Arbeit mit den Patienten. In ihrer Freizeit spielt sie leidenschaftlich gern Basketball, schaut sich Ausstellung an und reist gern.