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14. August 2019 · Aktuelles

The Collarbone-Challenge – Wie viele Münzen schaffst du?

Die Sicht einer Therapeutin auf einen weiteren Schlankheitstrend ... Und schon wieder kursiert ein neuer Trend in den sozialen Medien, bei dem es um einen möglichst mageren Körper geht: die Collarbone Challenge. Sie besteht darin, so viele Münzen wie möglich nebeneinander auf seinem Schlüsselbein zu sammeln. Auf den Bildern im Internet sind Mädchen und junge Frauen zu sehen. Wie auch schon bei den vorherigen Trends wie der Bikini Bridge, der Thigh Gap oder der Bellybutton Challenge geht es darum, eine Messgröße dafür zu finden, ob der eigene Körper schlank genug ist.
Dass Jugendliche und junge Erwachsene auf der Suche nach äußeren Bestätigungen sind, ist aus meiner Sicht nicht verwunderlich. Eine Unsicherheit und Fragen wie „Bin ich ok so, wie ich bin?", sind doch in diesem Alter ganz normal. Mit diesen Schlankheitstrends wird allerdings nicht propagiert, sich selbst kennen zu lernen und die eigenen Wünsche, Bedürfnisse, Stärken und Schwächen zu entdecken, sondern sich äußeren Maßstäben zu unterwerfen, die auf den Körper fokussieren. Es scheint dabei keine Bedeutung zu haben, wie man sich im eigenen Körper fühlt oder wie man ein Wohlfühlen fördern kann. Auch wird verschwiegen, dass Selbstzufriedenheit aus einer akzeptierenden Haltung sich selbst gegenüber entsteht und nicht aus einer Selbstoptimierung des eigenen Körpers. Und die Unterwerfung unter von außen auferlegte Maßstäbe führt leider langfristig nicht zur Selbstverwirklichung und Zufriedenheit, sondernd verstärkt noch die Unsicherheit. Was ist mit dem Inneren? Und was ist mit der eigenen Meinung zu sich selbst? Geht es nur darum, so zu sein, wie es andere von mir erwarten, oder werde ich auch angenommen, wenn ich einfach („nur") so bin wie ich bin?
Jeder Körper ist anders und lässt sich nicht in ein bestimmtes Schema pressen. So ist es auch abhängig vom Körperbau, wie „gut" man in der Collarbonge Challenge abschneidet. Zum Glück gibt es inzwischen Bewegungen, die Körperdiversität unterstützen, wie zum Beispiel den Film „Embrace" oder verschiedene Influencer auf Instagram. Ich hoffe sehr, dass diese Stimmen stärker und stärker werden und uns weitere gefährliche Schlankheitstrends erspart bleiben. Und vielleicht wäre es auch hilfreich, grundsätzlich die persönliche und gesellschaftliche Bedeutung der äußerlichen Erscheinung für die eigene Zufriedenheit bzw. das eigene Leben zu hinterfragen. Ich würde jedenfalls allen jungen Menschen wünschen, dass sie ihre Geldmünzen lieber für etwas Schönes ausgeben, anstatt sie auf den Schlüsselbeinen zu balancieren.

Bildnachweis: Adobe Stock

Über die Autorin

Nora Morgenbesser ist Psychologische Psychotherapeutin und seit 2013 am TCE tätig. Nach dem Studium der Psychologie in Konstanz hat sie ein Psychotherapie-Masterstudium an der Uni Bern und die Ausbildung zur approbierten Verhaltenstherapeutin in München absolviert. In ihrer Arbeit als Einzeltherapeutin und Familientherapeutin versucht sie die Bedürfnisse, die hinter der Essstörung verborgen liegen, in den Fokus zu rücken. Als Körpertherapeutin fördert sie das Empfinden, Fühlen und Spüren und eine akzeptierende Haltung zum eigenen Körper. Ihre Freizeit verbringt sie gerne mit ihrer Familie, mit Freunden, in den Bergen (besonders gerne zum Skifahren) oder mit ihren Lieblingsserien.