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08. April 2020 · Erfahrungsbericht

Liebe Ana, liebe Mia!

Lange habe ich auf diesen Moment gewartet. Was heißt gewartet? Ich wollte diesen Brief damals nicht schreiben. Du warst meine Freundin, ich habe dir vertraut. Immer wenn ich keinen hatte, ich mich allein gefühlt habe, warst du da für mich. Du hast mich in den Arm genommen, wenn es keiner gemacht hat. Du hast mich getröstet, wenn ich nicht aufhören konnte zu weinen. Du hast mich gehalten, als meine Welt zusammengebrochen ist. Du hast mich betäubt, damit mich meine Gefühle nicht überschwemmen und du hast Gefühle zum Ausdruck gebracht, die ich nie in Worte fassen konnte. Es wäre falsch, dir dafür nicht in irgendeiner Weise zu danken.

Doch wir beide wissen genau, dass es auch die andere Seite gibt. Du hast mich ausgenutzt, weil du wusstest, dass ich jemanden brauche. Ich habe in dir meine Welt, meine Zuflucht gefunden. Dass du mich zerstörst, habe ich erst gemerkt, als es schon zu spät war. Sieben Jahre lang hast du mich begleitet. Anfangs hast du nicht viel verlangt, doch mit der Zeit wolltest du immer mehr von mir. Ich konnte es dir nie recht machen und war ständig damit beschäftigt, all deine Erwartungen zu erfüllen. Erwartungen, die immer unrealistischer wurden. Du hast mich bestraft, wenn ich nicht nach deinen Regeln gehandelt habe, hast mir eingeredet, ich sei nichts wert. Du nahmst mir alles. Meine Freude, mein Lächeln, meine Leidenschaften, meine Freunde und Familie, meine Persönlichkeit, meine Gefühle, meine Kraft, mein Leben. Du hast mich beinahe sterben sehen und wolltest mich dennoch nicht loslassen. Und das nennt man Freundin? Vergiss es. Du hast mich zerstört, mich gefoltert, mich an meinen Tiefpunkt gebracht.

Es war nicht leicht, dir den Rücken zuzukehren. Deine manipulative Stimme machte mich verrückt. Du hast meine ganzen Gedanken verzerrt. Ich wusste nicht mehr, was ich glauben soll. Ich habe keinem mehr vertraut, auch dir nicht. Ich war verloren und ich hatte so eine unglaubliche Angst. Ich war so alleine, doch langsam fing ich an, Menschen an mich ranzulassen. Ich erkannte, dass ich gemeinsam mit den anderen stärker bin und so entfernte ich mich langsam von dir. Ich habe mich wegen dir so lange gehasst. Ich hasste die Person, die ich am meisten lieben sollte. Mich selbst. Nicht einmal du hast das Recht, mir das zu nehmen. Ich erkannte, dass du mich nicht glücklich machen kannst.

Es fällt mir nicht leicht, diesen Brief zu schreiben, denn damit ziehe ich den letzten Schlussstrich zwischen uns. Doch ich kann dich nicht länger an meinem Leben teilhaben lassen. Es ist nicht stark, dich zu haben und nach deinen Regeln zu leben. Nein! Stark ist es, gegen dich zu kämpfen, dich loszulassen. Die Zeit dafür ist jetzt gekommen und ich will, dass du endlich gehst. Verschwinde aus meinem Leben und lass mich glücklich werden. Lass mich lächeln, lass mich Dinge machen, auf die ich so lange gewartet habe, lass mich lieben und geliebt werden, lass mich endlich leben.

Auf nie mehr Wiedersehen!

Deine Laura

Bildnachweis: unsplash.com/Ava Sol

Über die Autorin

Laura, 21 Jahre, am Ende der Therapie