Männer in Kamelhaarmänteln
Kurze Geschichten über Kleider und Leute von Elke Heidenreich im Hanser Verlag 2020 erschienen
Eigentlich lese ich lieber Romane als Kurzgeschichten, doch für „Männer in Kamelhaarmänteln" von Elke Heidenreich würde ich jederzeit wieder eine Ausnahme machen. Das Buch enthält eine bunte Sammlung kurzer und kürzester Texte über Mode – und das „bunt" ist hier ganz wörtlich zu nehmen, denn die Texte gliedern sich anhand verschiedener Farben zu größeren Kapiteln.
Mal heiter, mal zutiefst anrührend erzählt die Autorin von ihren Erinnerungen und Erlebnissen aus der Welt der Mode und streift dabei immer wieder auch die Erfahrung, nicht im klassischen Sinne schön zu sein.
Bei einigen der Geschichten musste ich herzlich lachen, bei anderen hatte ich regelrecht einen Kloß im Hals, immer aber beeindruckte mich der kluge und sehr persönliche Blick von Elke Heidenreich auf dieses Thema. Und ich war bass erstaunt, als ich las, dass sie einst in einer Boutique in Venedig ein viel zu kleines Kleid einfach deshalb kaufte, weil sie so hingerissen davon war:
(...) Ich betrat den Laden und zeigte auf das Kleid.
„Es ist Größe 34", sagte die Verkäuferin und frage höflich: „Denken Sie, dass es Ihnen passt?" – „Nein", sagte ich, „nie im Leben, ich habe irgendwas zwischen Größe 40 und 42, und in Italien ist alles eh noch immer ein paar Nummern kleiner und zierlicher, aber ich würde es mir trotzdem gern näher ansehen."
Sie hat es natürlich nie getragen. Es hängt seit Jahren in ihrem Schlafzimmer wie ein Kunstwerk, an dessen Anblick sie sich jeden Tag freut.
Das Buch eignet sich wunderbar als Einschlaflektüre, fürs Wartezimmer oder für die U-Bahn, gerade weil die Geschichten so kurz sind, dass man sie auch mal zwischendurch lesen kann. Ich habe es dann aber doch in einem Rutsch gelesen und es verschlungen, als wäre es ein Roman, einfach weil ich so begeistert davon war.
Bildnachweis: ClipDealer
Dr. Karin Lachenmeir ist Psychologische Psychotherapeutin und seit 2002 im TCE tätig, seit 2008 als Leiterin der Einrichtung. Sie ist approbierte Verhaltenstherapeutin und hat Weiterbildungen in Körpertherapie und Systemischer Beratung absolviert. Seit 2011 ist sie zudem als Dozentin und Supervisorin für verschiedene Münchner Weiterbildungsinstitute tätig. Am TCE hat sie die Verantwortung für alle personellen, organisatorischen und fachlichen Fragen. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten lesend oder schreibend, auf ausgedehnten Spaziergängen, im Kino, im Theater oder auf Reisen.