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Bulimia nervosa – die Ess-Brech-Sucht

Die Wahrscheinlichkeit, an Bulimie zu erkranken, liegt für Frauen bei 1,3 bis 1,7 Prozent, für Männer bei 0,1 bis 0,5 Prozent. Frauen sind also vier- bis fünfmal häufiger betroffen als Männer. Im Laufe eines Jahres erkranken 12 bis 20 von 100.000 Frauen, bei den Männern sind es ein bis zwei. Das häufigste Erkrankungsalter liegt genau wie bei der Anorexie zwischen 15 und 19 Jahren. Aber auch zwischen 20 und 29 Jahren besteht noch ein hohes Risiko, an Bulimie zu erkranken.

Bei manchen Betroffenen wechseln sich Phasen der Magersucht mit Phasen von Bulimie ab. Auch kann dem Krankheitsbild der Bulimia nervosa eine Phase der Anorexie vorangehen.

Was Fachleute unter einer Ess-Brech-Störung (Bulimia nervosa) verstehen, ist genau definiert. Im Wesentlichen gelten folgende Merkmale (Diagnosekriterien nach DSM-IV, gekürzt):

a)   wiederkehrende Episoden von Essanfällen, bei denen ungewöhnlich große Nahrungsmengen in einem umschriebenen Zeitraum verzehrt werden und die Betroffenen einen Kontrollverlust erleben, d. h. den Essanfall nicht mehr stoppen können und keinen Einfluss mehr darauf haben, was und wie viel sie essen
b)  wiederkehrende kompensatorische Maßnahmen, um eine Gewichtszunahme zu verhindern, z. B. selbstinduziertes Erbrechen, Missbrauch von Abführmitteln, Entwässerungsmitteln oder sonstigen Medikamenten, Fasten oder exzessive Bewegung
c)   sowohl die Essanfälle als auch die gegenregulierenden Maßnahmen treten mindestens einmal pro Woche über einen Zeitraum von drei Monaten auf
d)  eine übermäßige Abhängigkeit des Selbstwertgefühls von Figur und Gewicht
e)  es liegt nicht gleichzeitig eine Magersucht vor

Manche Betroffene zeigen alle Symptome einer Bulimie, diese treten aber seltener oder in geringerem Maße auf als oben beschrieben. In diesem Fall spricht man von einer atypischen Bulimie. Treten keine Essanfälle auf, die Betroffenen nutzen aber Erbrechen, Abführmittel, Entwässerungsmittel oder andere Medikamente, um ihr Gewicht zu beeinflussen, so spricht man von einer Purging-Störung.

Unterformen der Bulimie

Fachleute unterscheiden diese zwei Formen:

a)  Purging-Typ der Bulimia nervosa
Hier soll nach Heißhungerattacken die befürchtete Gewichtszunahme durch selbst herbeigeführtes Erbrechen, Missbrauch von Abführmitteln und entwässernden Medikamenten vermieden werden.
b)  Non-purging-Typ der Bulimia nervosa
Nach Heißhungerattacken werden zur Gewichtsregulierung ausschließlich striktes Fasten und gesteigerte Bewegung eingesetzt.
 
Beide Subtypen sind selten über- oder untergewichtig, empfinden sich aber bei normalem Gewicht als „zu dick“. Die Heißhungerattacken werden oft durch Stress, Ängste, Unzufriedenheit oder Selbstzweifel ausgelöst. Während des Essanfalls verschlingen die Betroffenen wahllos große Nahrungsmengen, fühlen sich dabei oft wie „fremdgesteuert“. Meist folgen auf diesen Kontrollverlust Schuldgefühle, Selbsthass und Angst vor Gewichtszunahme. Das Völlegefühl kann als extrem unangenehm oder sogar schmerzhaft empfunden werden, das herbeigeführte Erbrechen verschafft dann Erleichterung.

Das Sterblichkeitsrisiko liegt für Menschen, die an einer Bulimie leiden, um das 1,5-fache höher als das gesunder Personen.